Lagen zusammenfassen

J.S.Bach, Invention a-moll; Franz Liszt, Das Wandern

Wie wir in „Sprünge“ gesehen haben, sind einfache Lagenwechsel intuitiv spielbar. Voraussetzung dafür ist, dass die Hand weiß, woher sie kommt und wohin sie geht, also welche Lage sie vorher und hinterher hat, dass dein Ohr weiß was es hören möchte, und dass die Zeit eingeteilt ist.

Beim Einstudieren ist es vorteilhaft, gleichzeitig auftretende Schwierigkeiten zu erkennen und dies dann jede für sich zu üben. Es ist vorteilhaft, zu vereinfachen.

Wenn du Passagen, in denen ein Lagenwechsel vorkommt, zunächst in derselben Lage übst, ist das eine solche Vereinfachung. Dein Ohr lernt, was es hören möchte, die Hand spürt die Lage vor und nach dem Wechsel, und du kannst ein Tempo wählen und halten. Hier einige beispielhafte Übungen.

Übung für J.S.Bach, Invention a-moll, Takt 13/14 linke Hand
Übung für J.S.Bach, Präludium G-Dur linke Hand
Übung Lagenwechsel für F. Liszt, Das Wandern, rechte Hand

Spiele die Übungen im Tempo und im Takt, die Zeiteinteilung ist nötig für die Bewegungen und für das musikalische Ohr.

Eine weitere Vereinfachung ist hier, dass wir nur jeweils eine Hand üben, dass wir langsam üben, und dass wir Noten weglassen.

Sprünge

Bei der Einstudierung eines Chopin-Walzers stellte ich nach einiger Zeit (3 Wochen später) fest, dass es so, wie ich die linke Hand mit dieser typischen Walzerbegleitung geübt hatte, nicht funktioniert hat. Das hatte mindestens zwei Gründe:

a) Ich hatte nicht darauf geachtet, dass die linke Hand beim Spielen des Basstones zufällig mal hier mal dort lag, so dass sich mein Bewegungsgedächtnis nichts merken konnte.

b) Ich hatte irrtümlicherweise gedacht, dass ich es wie eine Maschine spielen sollte, in dem Sinne, dass die Armbewegung einfach immer hin und her geht.

Lage vervollständigen, Beispiel 1

Zu a): Damit du dir die Bewegung merken kannst, ist es hilfreich, dass du zunächst alle Einzeltöne, die in Sprungstellen oder Lagenwechseln vorkommen, durch einen Akkord vervollständigst, den du aber nur greifst, nicht spielst. Greife zu dem Basston noch eine Oktave mit dem Daumen und eine Quinte (oder Terz) mit dem zweiten Finger, wie in Beispiel 1 mit den x-Noten gekennzeichnet.

Zu b): ein einzelner Sprung ist sofort intuitiv ausführbar und muss nicht geübt werden. Mir geht es in der folgenden Übung darum, dir diese Tatsache, die du vielleicht schon vergessen hast, wieder erfahrbar zu machen. Das funktioniert, wenn andere Probleme nicht ablenken oder stören, und wenn es dir körperlich klar ist, woher du kommst und wohin du gehst. In der Natur wissen wir das alles, wenn wir über eine Pfütze springen.

Woher komme ich? Die Lage aller Finger sollte dir klar sein, das Handgelenk, der Ellenbogen, Schulter und Rücken fühlen sich gut an. Spiele so den Basston mit den stumm gegriffenen Tönen (siehe oben).

Wohin möchte ich? Spiele den Akkord schon vorher, so dass auch dein Ohr weiß, wohin die Reise geht. Auch so, dass es sich gut anfühlt.

Intuitiver Sprung, Übung

Damit auch der musikalische Zusammenhang schon vorher klar ist, spielen wir die Sprungstelle in derselben Lage, mal in der Lage des Basstones, dann in der Lage des Akkordes. Wir behalten das sehr moderate Tempo bei.

In der Übung steht genau vor dem Sprung eine Punktierung. Das ist Absicht. Das soll bewirken, dass die Bewegung intuitiv läuft.

Im letzten Takt steht der Sprung. Halte ein bei der Fermate. Hat es funktioniert? Musst du einen solchen Sprung 3 Wochen üben, damit du ihn spielen kannst?