Übung für den Fingersatz

Achte darauf, die langen Pausen einzuhalten, spiele auch eine Version mit einem Metronom, dass punktierte Halbe schlägt (also nur auf der Zählzeit 1).

Diese Übung benutzt Chunks zum Einstudieren. Mit Teil a) und Teil b) werden die verschiedenen Abschnitte getrennt voneinander geübt.

a) Fingersatz rechte Hand
b) Fingersatz rechte Hand
a) Fingersatz linke Hand
b) Fingersatz linke Hand, die anderen Takte

Fingersatz

(Notenbeispiele schreibe ich später…)

Wo kann ich einen Fingersatz nehmen, der sich an den musikalischen Motiven orientiert? Wo ist das nicht sinnvoll? Welche Lagen möchte ich nehmen?

Musikalisch begründete Fingersätze nehmen heißt: gleiche Musik, gleicher Fingersatz; bester Finger für das Motiv oder die Figur; (…). Siehe dazu auch den grundsätzlichen Artikel Bach Präludium G-Dur BWV 860.

Hier einige Beispiele:

(Takt 2, rechte Hand, Beispiel mit 16tel Pause auf 1): für diese Figur (4 absteigende 16tel) nehme ich 4-3-2-1, linke Hand 1-2-3-4. Ausnahme (bitte ausprobieren!) vielleicht Takt 3 der linken Hand und Takt 17 der rechten Hand, Takt 18 links:

(3 Notenbeispiele, T. 3 l.H, T. 17 r.H, T.18 l.H.)

Für das Motiv Takt 1 nehme ich auf der ersten Note den Daumen rechte Hand, bei demselben Motiv links abwärts auch:

2 Notenbsp., T.3. r.H., T. 23 l.H.

Die Fingersätze für rechte Hand Takt 4-6 und linke Hand Takt 5-7 (und andere Stellen entsprechend) sind eher technisch gedacht. Musikalisch geht das Motiv in Takt 4 bis zur nächsten Zählzeit 1, der Fingersatz wäre aber schwierig zu spielen:

Notenbsp. T.4 bis 5, 5. Finger auf Zählzeit 1 von Takt 5

So würde ich den Fingersatz für das ganze Stück nehmen:

Bach Inventio 8 Takt 1-12
Takt 1-12
Bach Inventio 8 Takt 13-24
Takt 13-24
Bach Inventio 8 Takt 25-34
Takt 25-34

Lagen und Fingersätze

Bach Präludium G-Dur BWV 860

Dieses Stück ist ein gutes Beispiel für barocke Fingersätze und für das pianistische Bewusstsein für die Lage der Hand.

Ich gehe davon aus, dass es für die jeweilige Spielfigur (hier die drei 16tel) gut ist, sie mit einem guten Fingersatz zu spielen, und dass es also nicht so wichtig ist, wie die Verbindung zur nächsten Spielfigur aussieht. Das führt zu diesem Fingersatz:

Beispiel 1

Was daran überraschend sein mag, ist, dass hier der Daumen gelegentlich gleich wieder spielt, und dass das 3. 16tel der rechten Hand d hier mit dem 4. Finger gespielt wird. Das ist nur konsequent – die erste Spielfigur g-h-d lässt sich so viel besser spielen, und der Lagenwechsel ist kein Problem. Warum ist er eigentlich kein Problem? Darauf gehe ich in dem Artikel Sprünge und Lagenwechsel näher ein, dort ist auch ein Übungsbeispiel, dass euch hoffentlich gleich gelingt! Nur soviel hier: die Lagenwechsel in diesem Präludium sind alle spielbar, und die einzelne Spielfigur profitiert davon.

Beispiel 2

Ein weiteres Beispiel für das Konzept „Spielfigur bestimmt den Fingersatz“. Die Figur in der rechten Hand, Takt 13, d-c-h wird mit 3-2-1 gespielt. Diesen Fingersatz nimmst du sooft die Figur wieder auftritt.

Ich weise darauf hin, dass es ein Mythos ist, dass der Daumen nicht eine schwarze Taste spielen solle. Das darf er ruhig, und er kann das auch.

Noch zwei Beispiele für die linke Hand:

Beispiel 3

Ich nehme wieder bewusst den Fingersatz 3-2-1 für h-c-d, Takt 16 linke Hand. So ist es ganz natürlich, dass die Figur gleich klingt, den gleichen Mikro-Rhythmus hat wie die Figur direkt davor, g-a-h. Wieder ist es kein Problem, dass der Daumen gleich danach wieder mit der Achtelnote e dran ist. Das zweite Beispiel schließt gleich an: die Figur c-a-fis-d linke Hand Takt 16. Ich interpretiere die Melodie hier so, dass die drei 16tel der Auftakt zu der 8tel Note sind. Daher möchte ich das gerne in einer Lage spielen und ich möchte für diese Figur wieder den besten Fingersatz nehmen.

Fingersätze für 4stimmige Akkorde

Die Fingersätze schreibe ich hier für die rechte Hand, sie gelten für die linke Hand auch, wenn man die Akkorde spiegelt. Der Fingersatz für c-f-a-c 1-2-4-5 gilt also auch für den spiegelverkehrten Akkord e-g-h-e (5-4-2-1) links.

Für die rechte Hand haben Dur- oder Mollakkorde der 1. Lage (manche sagen dazu auch Grundstellung) und alle übermäßigen Akkorde den Fingersatz 1-2-3-5. Alle Sextakkorde, Dur oder Moll (z.B. fis-a-d-fis) werden mit 1-2-4-5 gegriffen.

Beispiel 1

Die Grenze zwischen 1-2-3-5 und 1-2-4-5 liegt für die rechte Hand in den Quartsextakkorden in Moll. Wenn der 3. Ton eine schwarze Taste ist, nimmt man den 3. Finger, auf weißer Taste den 4. Finger, also 1-2-4-5 wie in Beispiel 2 es-as-ces-es oder a-d-f-a, 1-2-3-5- wie in Beispiel 2 b-es-ges-b und d-g-b-d. Für die linke Hand: Des-Dur 1. Lage des-f-as-des spiele ich mit 5-4-2-1, D-Dur 1. Lage d-fis-a-d mit 5-3-2-1. Das ist für einige meiner Studenten erstmal neu und gewöhnungsbedürftig, ich empfehle, es mal eine Zeit zu probieren.

Beispiel 2

Es gibt natürlich Ausnahmen. Bei Akkordpassagen nehme ich lieber dieselben Finger statt zu wechseln. Bei Akkorden, die weiter entfernt von der Mitte des Klaviers liegen, liegt die Hand schräger zur Tastatur, so dass du überlegen könntest, den Fingersatz anzupassen.

Wenn du Zweifel hast, welchen Fingersatz du nehmen solltest, nimm eher Fingersätze, in denen die drei mittleren Finger zusammenliegen. Und probiere einfach aus, was für dich besser ist. Mach etwas Klavier-Yoga.