Zwei Anschlagsarten

Schaue dir bitte den grundlegenden Artikel zu dem Thema an!

Die 16tel Noten haben bestimmte Strukturen, die ich gerne mithören möchte. Da ist natürlich der Taktstrich, es gibt immer 4 durch Balken gebundene 16tel mit dem Wert einer 4tel Note, auch eine Struktur. Und es gibt auch 8tel Noten, die miteinander zu tun haben. Darum geht es jetzt in dieser Übung.

Wir nähern uns unserer Lieblinsfassung der Takte 4-6 und 26-28 von zwei Seiten.

a) Zuerst versuchen wir, die Musik herzustellen, konkret hier: die 8tel-Bewegung zu hören.

b) Als nächstes wenden wir die „Kombination zweier Anschlagsarten“ an und versuchen, die 8tel-Bewegung ganz genau so wie in a) zu hören.

a) zum Herstellen der Musik nehmen wir beide Hände. Die rechte Hand spielt:

r.H. 8tel

Die linke Hand spielt:

l.H. 16tel Synkopen

Die linke Hand spielt mit dem 2. Finger mit dauerndem Kontakt, ohne Loslassen der Taste beim Hochgehen, so wie beschrieben (dort „Kontakt-Anschlag“ genannt), also Tasten wiegen. Die rechte Hand nimmt Anschlag a), vor allem achte auf den 2. Finger, er soll eine besondere Bewegung machen (auch wie im Artikel beschrieben).

Spiele jetzt beide Hände zusammen. Wir hören die obere Stimme der Invention Takt 4-6. Wiederhole ruhig jeweils einen Takt einige Male, bis du zufrieden bist. Benutze diese Übung, um besser zu spielen. Hörst du eine zusammenhängende Bewegung der 8tel Noten?

b) Wir verkleinern den Chunk und spielen nur noch 1 Takt dieser Übung, zum Beispiel T. 28 der rechten Hand. Mache erst die obigen Übungen, diesmal mit der Musik von Takt 28. Versuche jetzt, das was die linke Hand gespielt hat mit rechts zu übernehmen, mit dem 3. Finger:

Kombination beider Anschlagsarten

Die gleiche Übung können wir auch an anderen Stellen anwenden und natürlich auch links:

Kombination zweier Anschlagsarten, Fortsetzung, + linke Hand

Mache diese Übung auch dann, wenn du eigentlich später gleichmäßige 16tel Noten spielen möchtest.

Kombination zweier Anschlagsarten (2)

Maurice Ravel, Pavane pour une infante défunte

Sinn dieser Übung ist es, in einer Hand gleichzeitig einen Melodieton und einen Begleitakkord zu spielen. Wir spielen den Melodieton in der rechten Hand durch Bewegung des 5. Fingers, und zwar mit dem Hypothenar-Muskel. Die Begleitung spielen wir mit einem besonderen Akkordanschlag, wir bewegen dazu den Arm und die Hand, dazu gleich mehr.

Ebenso wichtig wie zu wissen, was du genau bewegst, ist, dass du eine Vorstellung davon hast, was du genau hören möchtest. So gehen wir jetzt vor: wir stellen den Klang her, den wir hören möchten, und danach versuchen wir diesen Klang zu spielen mit den oben genannten beiden Anschlagsarten.

Herstellen des Klanges – Melodie

Du nimmst den Zeigefinger und den Daumen der rechten Hand an der Spitze zusammen, ähnlich wie beim Schreiben, und bewegst beide in einer konstanten Geschwindigkeit nach unten. Ohne die Geschwindigkeit zu verändern, ohne ein Abbremsen oder Stoppen beim Berühren der Taste führst du die Bewegung fort bis du den Tastengrund erreichst. Probiere verschiedene Geschwindigkeiten aus. Nimm vorher Pedal, so hörst du die Klänge und die Lautstärken besser. Suche nach dem besten Ton für die Melodie und versuche, ihn zu wiederholen. Versuche ihn dann mit dem 5. Finger zu spielen. Bewege den 5. Finger mit dem Hypothenarmuskel.

Übung für Melodietöne mit dem 5. Finger

Herstellen des Klanges – Akkord

Mache rechts eine lockere Faust und nimm nur den Daumen und den 2. Finger heraus, der 2. Finger ist leicht gekrümmt. Links ebenso, hier berührst du mit der Spitze des 2. Fingers die Daumenspitze. Lege in dieser Haltung die Finger auf die Tasten. Spiele die Akkorde, indem du die Tasten auf und ab in der gleichen, sehr langsamen Geschwindigkeit bewegst.

Herstellen des Klanges für Akkorde

Die Finger verlieren dabei nicht den Kontakt zur Taste, sie berühren die Taste auch beim Hochgehen. Die spezielle Haltung der Finger empfehle ich, weil mir manchmal Pianisten begegnen, die zum Akkordspiel (nur) ihre Finger bewegen. Das ist natürlich auch möglich, aber hier möchte ich, dass die Bewegung aus Hand und Arm kommt.

Achte darauf, dass du aufwärts wie abwärts dasselbe Tempo nimmst. Fülle die Zeit aus, warte weder oben zwischen zwei Akkorden noch unten nach dem Auslösen der Hämmer. Wiege die Tasten.

Jetzt hast du hoffentlich eine Vorstellung davon, wie sich deine Akkorde anhören könnten. Versuche sie jetzt, mit der rechten Hand alleine zu spielen. Öffen die Hand dafür, aber spiele die Akkorde auf die gleiche Weise wie vorher.

Tasten wiegen

Du benutzt jetzt diese eben beschriebene Akkord-Technik des Tasten-Wiegens. Spiele zwischendurch, um den Klang zu vergleichen, den vorigen Fingersatz im Wechsel mit dem Fingersatz für die rechte Hand allein.

Vergleiche den Klang und die Bewegung

Kombination

Es ist vor allem anfangs überhaupt nicht leicht, das oben gesagte gleichzeitig an einem konkreten Musikstück anzuwenden. Daher versuche ich, dieses alles gut vorzubereiten, damit die Chance größer ist, dass es gelingt. Hier eine mögliche Übung mit dem Original am Schluss:

Übung für Melodie und Begleitung an einem konkreten Beispiel
(Maurice Ravel, Pavane pour une infante défunte)

Kombination zweier Anschlagsarten (1)

a) Fingeranschlag aus dem Fingergrundgelenk. Der Finger ist rund, das Tempo auf- wie abwärts ist gleich und gleichmäßig, und die Bewegung nutzt die Zeit aus, also mache weder oben noch unten eine Pause und bleibe in Bewegung. Spiele mit dem 2. Finger 4tel Noten und stelle dir dazu Achtelnoten vor, in denen du die Bewegung ausführst, oder zähle 1 + 2 + 3 + 4 +.

Fingeranschlag a)

Hebe den Finger dabei gut hoch (du kannst am Anfang etwas übertreiben) und halte ihn weiterhin rund. Spiele singende Töne mit Pedal.

b) Fingeranschlag mit Tastenkontakt, auch aus dem Fingergrundgelenk. Die Finger liegen auf den Tasten, rund, du spürst die Tasten. Spiele mit jedem Finger den Ton direkt, ohne ihn vorher zu heben, und lass die Taste unter dem Finger gleich wieder hochkommen. Wenn du den Auslösepunkt gut erwischst, spürst du, wie die Taste deinen Finger hebt. Spiele perlende Töne, sehr locker und entspannt, leggiero, im Pedal.

Kontakt-Anschlag, Tasten wiegen

Möglichkeiten

Die Kombination dieser beiden Anschlagsarten a) und b) können wir zu verschiedenen Zwecken gebrauchen. Wir können Struktur in Passagen herstellen: ich übe eine 16tel Kette und spiele z.B. die 4tel Bewegung mit Anschlag a), die anderen 16tel mit b) (Beispiel 3). Das brauche ich auch oft für die 8tel Struktur innerhalb von 16tel Passagen.

Beispiel 3 Struktur

Oder wir können die Unabhängigkeit der Finger damit üben: bleiben wir bei 16tel Noten. Einer der Finger nutzt die Zeit aus, sich in 4teln zu bewegen mit Anschlag a), die anderen Finger spielen in der Zeit ihre 16tel Noten mit Anschlag b). Nimm Pedal für die 4tel Noten.

Beispiel 4 Unabhängigkeit

Dadurch wird der eine Finger unabhängig von den anderen. Er bewegt sich in seinem Tempo für die 4tel Noten, während die anderen Finger spielen. Wenn du bedenkst, dass du ohne Übung einen einzelnen Ton mit einem Finger ungefähr 6 mal pro Sekunde spielen kannst, und unabhängig davon spielen 3 oder 4 andere Finger noch dazwischen, kannst du dir das Potential dieser Übung vorstellen.