Für „Wenn der Sommer kommt“ und „Country Roads“ haben wir Grooves entwickelt, indem wir uns vorgestellt oder angehört haben, was das Schlagzeug spielt, und den Bass des Schlagzeugs mit den Chords verknüpft. Beispiel:
Dazu überlegen wir uns eine passende einfache Drum Stimme. Die (oft 4-taktigen) Perioden der Songs beachten wir auch. Erster und dritter Takt haben einen ähnlichen oder gleichen Groove, der zweite Takt könnte sich unterscheiden, muss aber nicht, und der vierte oder achte Takt bekommt eine Schlusswendung.
Aufgabe: Trage in diese Stimme die Chords ein und spiele den Klaviersatz so, dass der Bass Drum vom Schlagzeug die linke Hand als Bass des Chords, und die Snare vom Schlagzeug die rechte Hand als Chord spielt. Zusätzlich ist es oft gut, auf der 1 eine Harmonie zu ergänzen.
(Die unterste Linie, e, steht für Bass Drum, der zweite Zwischenraum, c, ist die Snare.)
Hier ein Beispiel, wie das möglicherweise aussehen könnte:
Noch ein Hinweis zum Spielen und Üben: stell dir den Klaviersatz als *eine* Stimme vor, die (bis auf die 1) hand-to-hand Schlagzeug spielt.
Für einen besseren Überblick hier noch einmal die ganze Partitur:
Aufgabe: Nimm das Leadsheet von Country Roads, füge eine Drum Stimme hinzu, und spiele auf dieselbe Weise wie oben gezeigt eine Klavierbegleitung.
Wir beleben das Lied mit neuen Harmonien und einem russischen Balalaika Groove á la „Kalinka“:
Wer die Akkordschrift noch nicht kennt, kann sich das ausgeschriebene Stück (s.u.) ansehen, um die Bedeutung vielleicht zu erschließen. Ein umfänglicher Artikel dazu ist hier zu finden: Chord Notation.
Die Studierfassung ist einfach zu erstellen. Wir nehmen den Bass aus der Akkordschrift für die linke Hand, die rechte Hand spielt die Melodie:
Der Beispielsatz für die Klavierbegleitung:
Das ‚h‘ im 2. und 4. Takt der rechten Hand nennt man auch ‚Drone Note‘.
George Gershwin: Little Jazz Bird, aus „Lady be good“, daraus der Refrain.
Wir hören uns eine Beispielfassung an (Youtube Link) und korrigieren und ergänzen dieses Lead Sheet:
Wir korrigieren die Melodie (einen Ton), einige Rhythmen, die Harmonien und die Tonart (G). Jetzt sieht es so aus:
Zum Proben wäre es gut, die Melodie mitzuspielen, dazu spielen wir den Bass und ein paar Zwischenspiele:
Die Klavierfassung zum Begleiten kommt ohne die Melodie aus, wir besprechen den Groove und die möglichen Harmonien. Bass linke Hand, Harmonie rechts. Die Zwischenspiele werden mit den Harmonien verbunden, benutze dabei möglichst wenige Harmonietöne.
Dies ist nur ein Vorschlag, so oder so ähnlich könnte die Begleitung ausgeschrieben aussehen:
In der Praxis wird diese Fassung nicht aufgeschrieben, sondern anhand des Lead Sheets konstruiert und sofort umgesetzt.
Aufgaben
Spiele den Klaviersatz ohne die ausarrangierte Fassung und benutze dazu nur das Lead Sheet
Spiele die Melodie auswendig
Spiele die Melodie in zwei anderen Tonarten auswendig
Spiele den Klaviersatz in F (nach Gehör und auswendig oder nach den ausgesetzten Noten)
Spiele das Stück in C und ändere die Lage der Begleitakkorde.
Der Begriff des Chunking wurde 1956 von George A. Miller eingeführt. Die Chunking-Hypothese beinhaltet Aussagen über den Umfang der Kurzzeitgedächtnisspanne, die nach Miller 7 ± 2 Chunks beträgt und genetisch determiniert ist (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Chunking).
Den Informationsgehalt dieser Chunks nennt man „bits“. Daher unser Name pianobits. Unsere Gedächtnisspanne ist begrenzt, wir können die komplexen Anforderungen beim Interpretieren nicht unbegrenzt bedienen. Unsere Kapazität hängt dabei auch vom Zusammenhang ab, damit meine ich den Zusammenhang innerhalb des Chunks. 1234 1234 lässt sich leichter merken und überblicken als 14233412.
Wie der Begriff „Lernbaustein“ nahelegt, lässt sich darauf aufbauen. Gelernte Lernbausteine lassen sich zu einem neuen, größeren Lernbaustein zusammenfügen.
Unsere Übungen sollen es ermöglichen, ein Stück zu lernen, ohne dass diese Bausteine zu groß werden. Bausteine sind spieltechnische oder interpretatorische Anforderungen oder ihre Kombinationen. Sie sind mit der Musik, dem konkreten Stück, verbunden und sollten einen inneren Zusammenhang haben.
Die 16tel Noten haben bestimmte Strukturen, die ich gerne mithören möchte. Da ist natürlich der Taktstrich, es gibt immer 4 durch Balken gebundene 16tel mit dem Wert einer 4tel Note, auch eine Struktur. Und es gibt auch 8tel Noten, die miteinander zu tun haben. Darum geht es jetzt in dieser Übung.
Wir nähern uns unserer Lieblinsfassung der Takte 4-6 und 26-28 von zwei Seiten.
a) Zuerst versuchen wir, die Musik herzustellen, konkret hier: die 8tel-Bewegung zu hören.
b) Als nächstes wenden wir die „Kombination zweier Anschlagsarten“ an und versuchen, die 8tel-Bewegung ganz genau so wie in a) zu hören.
a) zum Herstellen der Musik nehmen wir beide Hände. Die rechte Hand spielt:
r.H. 8tel
Die linke Hand spielt:
l.H. 16tel Synkopen
Die linke Hand spielt mit dem 2. Finger mit dauerndem Kontakt, ohne Loslassen der Taste beim Hochgehen, so wie beschrieben (dort „Kontakt-Anschlag“ genannt), also Tasten wiegen. Die rechte Hand nimmt Anschlag a), vor allem achte auf den 2. Finger, er soll eine besondere Bewegung machen (auch wie im Artikel beschrieben).
Spiele jetzt beide Hände zusammen. Wir hören die obere Stimme der Invention Takt 4-6. Wiederhole ruhig jeweils einen Takt einige Male, bis du zufrieden bist. Benutze diese Übung, um besser zu spielen. Hörst du eine zusammenhängende Bewegung der 8tel Noten?
b) Wir verkleinern den Chunk und spielen nur noch 1 Takt dieser Übung, zum Beispiel T. 28 der rechten Hand. Mache erst die obigen Übungen, diesmal mit der Musik von Takt 28. Versuche jetzt, das was die linke Hand gespielt hat mit rechts zu übernehmen, mit dem 3. Finger:
Kombination beider Anschlagsarten
Die gleiche Übung können wir auch an anderen Stellen anwenden und natürlich auch links:
Kombination zweier Anschlagsarten, Fortsetzung, + linke Hand
Mache diese Übung auch dann, wenn du eigentlich später gleichmäßige 16tel Noten spielen möchtest.
Wo kann ich einen Fingersatz nehmen, der sich an den musikalischen Motiven orientiert? Wo ist das nicht sinnvoll? Welche Lagen möchte ich nehmen?
Musikalisch begründete Fingersätze nehmen heißt: gleiche Musik, gleicher Fingersatz; bester Finger für das Motiv oder die Figur; (…). Siehe dazu auch den grundsätzlichen Artikel Bach Präludium G-Dur BWV 860.
Hier einige Beispiele:
(Takt 2, rechte Hand, Beispiel mit 16tel Pause auf 1): für diese Figur (4 absteigende 16tel) nehme ich 4-3-2-1, linke Hand 1-2-3-4. Ausnahme (bitte ausprobieren!) vielleicht Takt 3 der linken Hand und Takt 17 der rechten Hand, Takt 18 links:
(3 Notenbeispiele, T. 3 l.H, T. 17 r.H, T.18 l.H.)
Für das Motiv Takt 1 nehme ich auf der ersten Note den Daumen rechte Hand, bei demselben Motiv links abwärts auch:
2 Notenbsp., T.3. r.H., T. 23 l.H.
Die Fingersätze für rechte Hand Takt 4-6 und linke Hand Takt 5-7 (und andere Stellen entsprechend) sind eher technisch gedacht. Musikalisch geht das Motiv in Takt 4 bis zur nächsten Zählzeit 1, der Fingersatz wäre aber schwierig zu spielen:
Notenbsp. T.4 bis 5, 5. Finger auf Zählzeit 1 von Takt 5
So würde ich den Fingersatz für das ganze Stück nehmen:
Sinn dieser Übung ist es, in einer Hand gleichzeitig einen Melodieton und einen Begleitakkord zu spielen. Wir spielen den Melodieton in der rechten Hand durch Bewegung des 5. Fingers, und zwar mit dem Hypothenar-Muskel. Die Begleitung spielen wir mit einem besonderen Akkordanschlag, wir bewegen dazu den Arm und die Hand, dazu gleich mehr.
Ebenso wichtig wie zu wissen, was du genau bewegst, ist, dass du eine Vorstellung davon hast, was du genau hören möchtest. So gehen wir jetzt vor: wir stellen den Klang her, den wir hören möchten, und danach versuchen wir diesen Klang zu spielen mit den oben genannten beiden Anschlagsarten.
Herstellen des Klanges – Melodie
Du nimmst den Zeigefinger und den Daumen der rechten Hand an der Spitze zusammen, ähnlich wie beim Schreiben, und bewegst beide in einer konstanten Geschwindigkeit nach unten. Ohne die Geschwindigkeit zu verändern, ohne ein Abbremsen oder Stoppen beim Berühren der Taste führst du die Bewegung fort bis du den Tastengrund erreichst. Probiere verschiedene Geschwindigkeiten aus. Nimm vorher Pedal, so hörst du die Klänge und die Lautstärken besser. Suche nach dem besten Ton für die Melodie und versuche, ihn zu wiederholen. Versuche ihn dann mit dem 5. Finger zu spielen. Bewege den 5. Finger mit dem Hypothenarmuskel.
Übung für Melodietöne mit dem 5. Finger
Herstellen des Klanges – Akkord
Mache rechts eine lockere Faust und nimm nur den Daumen und den 2. Finger heraus, der 2. Finger ist leicht gekrümmt. Links ebenso, hier berührst du mit der Spitze des 2. Fingers die Daumenspitze. Lege in dieser Haltung die Finger auf die Tasten. Spiele die Akkorde, indem du die Tasten auf und ab in der gleichen, sehr langsamen Geschwindigkeit bewegst.
Herstellen des Klanges für Akkorde
Die Finger verlieren dabei nicht den Kontakt zur Taste, sie berühren die Taste auch beim Hochgehen. Die spezielle Haltung der Finger empfehle ich, weil mir manchmal Pianisten begegnen, die zum Akkordspiel (nur) ihre Finger bewegen. Das ist natürlich auch möglich, aber hier möchte ich, dass die Bewegung aus Hand und Arm kommt.
Achte darauf, dass du aufwärts wie abwärts dasselbe Tempo nimmst. Fülle die Zeit aus, warte weder oben zwischen zwei Akkorden noch unten nach dem Auslösen der Hämmer. Wiege die Tasten.
Jetzt hast du hoffentlich eine Vorstellung davon, wie sich deine Akkorde anhören könnten. Versuche sie jetzt, mit der rechten Hand alleine zu spielen. Öffen die Hand dafür, aber spiele die Akkorde auf die gleiche Weise wie vorher.
Tasten wiegen
Du benutzt jetzt diese eben beschriebene Akkord-Technik des Tasten-Wiegens. Spiele zwischendurch, um den Klang zu vergleichen, den vorigen Fingersatz im Wechsel mit dem Fingersatz für die rechte Hand allein.
Vergleiche den Klang und die Bewegung
Kombination
Es ist vor allem anfangs überhaupt nicht leicht, das oben gesagte gleichzeitig an einem konkreten Musikstück anzuwenden. Daher versuche ich, dieses alles gut vorzubereiten, damit die Chance größer ist, dass es gelingt. Hier eine mögliche Übung mit dem Original am Schluss:
Übung für Melodie und Begleitung an einem konkreten Beispiel (Maurice Ravel, Pavane pour une infante défunte)
Wie ich mir von einem Stück eine musikalische Vorstellung erarbeite
Allemande
Hier stelle ich eine komplette Übung vor, die ich für das Einstudieren dieses Stückes auch verwenden würde. Ich gehe beim Üben davon aus, dass meine Finger und Arme, mein Körper, gerne das tut, was mein Ohr, meine musikalische Vorstellung verlangt. Nun ist es am Anfang so, dass mein Ohr noch gar keine Vorstellung von dem Stück hat. Um die zu bekommen, nehme ich hier eine Übung mit Generalbass, dann weiß ich danach vielleicht etwas mehr über die Harmonien, den Takt und die Schwerpunkte im Takt, die Metrik; ich spiele eine weitere Übung, in der ich die Melodie vereinfache, um die Choraltöne von den Verzierungen zu unterscheiden, und um nicht alles gleichzeitig lernen zu müssen; ich vereinfache den Klaviersatz auch vertikal, spiele nur mit einer Hand, lasse die mittlere Stimme weg und höre zu.
Übung 1 zur Allemande, Takt 1 und 2
Ich empfehle dir, die anderen Abschnitte auch so zu üben. Überlege dir einen bezifferten Bass, spiele Harmonien dazu, vereinfache die Melodie, trenne die Hände, wiederhole kleine Einheiten. Takt 15 der Übung 1 dient dazu, deinem Ohr etwas mit beiden Händen vorzuspielen, was die linke Hand danach allein nachspielt.
Die einzelnen Abschnitte dieser Übung kannst du auch in anderer Reihenfolge spielen, um zum Beispiel Klänge oder Tempi zu vergleichen.
Welche Zählzeiten haben welches Gewicht?
Hier noch ein zweites Beispiel zum besseren Verständnis, selbige Allemande Takt 17 und 18:
Übung 2 zur Allemande, Takt 17 und 18
Ich mache mir keine Gedanken über die Anschlüsse der einzelnen Übe-Abschnitte aneinander. Das kann ich ruhig später üben. Im Zweifel lasse ich übergebundene Töne aus, und wenn eine Melodie gerade in meinem Abschnitt zu Ende geht, gehört sie für mich zum Abschnitt davor und ich übe sie hier nicht. Ich versuche, es einfach zu lassen.