Lagen und Fingersätze

Bach Präludium G-Dur BWV 860

Dieses Stück ist ein gutes Beispiel für barocke Fingersätze und für das pianistische Bewusstsein für die Lage der Hand.

Ich gehe davon aus, dass es für die jeweilige Spielfigur (hier die drei 16tel) gut ist, sie mit einem guten Fingersatz zu spielen, und dass es also nicht so wichtig ist, wie die Verbindung zur nächsten Spielfigur aussieht. Das führt zu diesem Fingersatz:

Beispiel 1

Was daran überraschend sein mag, ist, dass hier der Daumen gelegentlich gleich wieder spielt, und dass das 3. 16tel der rechten Hand d hier mit dem 4. Finger gespielt wird. Das ist nur konsequent – die erste Spielfigur g-h-d lässt sich so viel besser spielen, und der Lagenwechsel ist kein Problem. Warum ist er eigentlich kein Problem? Darauf gehe ich in dem Artikel Sprünge und Lagenwechsel näher ein, dort ist auch ein Übungsbeispiel, dass euch hoffentlich gleich gelingt! Nur soviel hier: die Lagenwechsel in diesem Präludium sind alle spielbar, und die einzelne Spielfigur profitiert davon.

Beispiel 2

Ein weiteres Beispiel für das Konzept „Spielfigur bestimmt den Fingersatz“. Die Figur in der rechten Hand, Takt 13, d-c-h wird mit 3-2-1 gespielt. Diesen Fingersatz nimmst du sooft die Figur wieder auftritt.

Ich weise darauf hin, dass es ein Mythos ist, dass der Daumen nicht eine schwarze Taste spielen solle. Das darf er ruhig, und er kann das auch.

Noch zwei Beispiele für die linke Hand:

Beispiel 3

Ich nehme wieder bewusst den Fingersatz 3-2-1 für h-c-d, Takt 16 linke Hand. So ist es ganz natürlich, dass die Figur gleich klingt, den gleichen Mikro-Rhythmus hat wie die Figur direkt davor, g-a-h. Wieder ist es kein Problem, dass der Daumen gleich danach wieder mit der Achtelnote e dran ist. Das zweite Beispiel schließt gleich an: die Figur c-a-fis-d linke Hand Takt 16. Ich interpretiere die Melodie hier so, dass die drei 16tel der Auftakt zu der 8tel Note sind. Daher möchte ich das gerne in einer Lage spielen und ich möchte für diese Figur wieder den besten Fingersatz nehmen.

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